Wissen über „Nihon-to“

Im Anschluß an diesen Aufsatzes möchte ich Ihnen noch einige wissenswerte Seiten nennen, die Ihnen noch weitere Vertiefungsmöglichkeiten zum Thema bieten !

Doch zunächst zu meinem Aufsatz:

Inhaltsangabe:

I. Einführung
II. Entwicklung & Form des Katana
III. Herstellung

Das Japanische Langschwert
Ein Aufsatz von: honto-nihonto.com
Udo-B.Drechsel

I.
Jeder der sich mit japanischer Kultur beschäftigt, wird früher oder später nicht umhin kommen, sich mit dem Samurai und den Kult, den ihn umgibt, zu beschäftigen. Er wird nicht nur über den Mythos des Bushido ( Weg des Kriegers ), die Aufrichtigkeit, Ehre und Achtung des Samurai erfahren, sondern auch über die sagenumwobene Seele des Samurai. Die, so wird gesagt, findet man in seinem Schwert. Und so kommt es, dass diesem Langschwert, das auch Katana genannt wird, höchste Aufmerksamkeit zuteil wird.
Doch was ist ein Katana ?
Eine Waffe ? Ein Stück besonderen Handwerks ? Ein Kunstwerk ? Ein Stück Zeitgeschichte ? Eine Schönheit ? Ein Sportgerät ?
Unabhängig von einer eigenen Meinung wird man jede dieser Fragen mit einem schlichten “Ja“ beantworten können. 

Doch wie wollen wir uns diesem sehr komplexen Thema nähern ? Ein kurzer Versuch, der viele Möglichkeiten der Vertiefung des Themas beinhaltet:

Die meisten der Eigenschaften, die einem echten Samuraischwert unterstellt werden, sind wahr. Wir sprechen hier also über eine der besten Waffen der Welt, insbesondere in seiner Zeit ! Es ist schnell, relativ leicht, scharf und präzise, gut ausbalanciert und liegt gut in der Hand. Es jedoch darauf zu reduzieren, würde allen anderen Attributen nicht gerecht. Doch heute wird es nicht mehr als Waffe eingesetzt, glücklicherweise, jedoch immer noch als Sportgerät in Schwertschulen, die die Tradition der Bushi fortführen, die sich um den Erhalt dieser einzigartigen Kultur bemühen und uns schulen, aus den Tugenden der Vergangenheit auch heute noch etwas lernen zu können. 

II.
Bevor das Katana die heutige Form erlangte, brauchte es einige Jahrhunderte der Entwicklung. Es begann im Yokote Zeitalter, mit zu der Zeit noch geraden Klingen. Die Form war Inhalt der damals hauptsächlichen Kampfform und der Art, wie man ein Schwert einsetzte. Es war hauptsächlich durch Bodentruppen als Stoß- und Hiebwaffe genutzt worden, weshalb ein gerader Klingenverlauf Vorteile brachte.
In den folgenden Jahrhunderten änderte sich jedoch der Kampfstil und somit die Erfordernisse an eine adäquate Waffe. Im Laufe des Heian- Jidai ( 782 – 1180 a.d.), bis hin in das Zeitalter des Kamakura ( -1330 a.d.), wurden vermehrt Reiter in das Kampfgeschehen einbezogen, was eine längere Waffe von Nöten machte. So gibt es Klingen, die bis heute erhalten sind, in beeindruckender Länge. Sie waren von eleganter Schlichtheit und wirkten recht zierlich, was sich im Verlaufe des Nanbukucho ( 1330- 1393 ) deutlich änderte. Die Schwerter wurden massiger und waren zum Teil sehr lang. 
Das folgende Muromachi Zeitalter ( bis 1570 ) war eine Zeit der Kriege und Unruhe in Japan. Es wurden viele Kämpfe ausgetragen und die benötigte Anzahl an Schwertern nahm drastisch zu. Auch wurde wieder verstärkt Infanterie eingesetzt und die ursprüngliche Länge der Schwerter war eher hinderlich. In dieser und den dann folgenden Shinto Zeiten wurden daraufhin viele der erhalten gebliebenen Langschwerter ( auch Tachi genannt ) deutlich gekürzt und das heute als Katana benannte Schwert hielt Einzug. Ein durchschnittliches Katana hatte eine Länge von etwa 65-68cm. Dieses Maß bezieht sich aber nur auf die reine Klingenlänge ohne Griff. 
Das heutige Maß eines Trainingsschwertes orientiert sich an der Körpergröße des Benutzers und ist nicht selten über 70 cm lang.
Neben dem Katana gibt es noch weitere Arten von Schwertern: das Wakizashi ( Kurzschwert ) und das Tanto ( Dolch ). Sie unterscheiden sich in der Länge ( und ggf. auch in der Form, worauf ich in diesem Aufsatz jedoch nicht weiter eingehen möchte ), wobei das japanische Längenmaß “shaku“ ( 30,3cm ) die Basis bildet. Klingen bis zu einem shaku, also rund 30cm, werden als Tanto bezeichnet, die Klingen ab einem bis zwei shaku ( 60,6cm ) nennt man Wakizashi. Nur Klingen mit mehr als zwei shaku tragen die Bezeichnung Katana ! 

Wie die Länge änderte sich auch die Form über die Jahrhunderte erheblich. Die geraden Klingen des Yokote Zeitalters wurden von Klingen mit unterschiedlicher Krümmung und einseitiger Schneide ersetzt. Grundsätzlich ist die Krümmung der unterschiedlichen Nutzung geschuldet, denn die Entwicklung ging von der Hieb- und Stoßwaffe über in die der Schneidewaffe, denn es wurde festgestellt, daß man vom Rücken einen Pferdes besser schneiden als stoßen konnte. Nachdem man die Effektivität eindrucksvoll bewiesen hatte, blieb man bei dieser Art zu kämpfen.
Die ersten Klingen hatten eine Krümmung, die hauptsächlich direkt an und nach der Nakago ( Schwertangel ) angelegt war, im Kamakura- Jidai wanderte diese Krümmung ein wenig mehr in die Mitte der Klinge. Jedoch wurde der Verlauf Richtung Spitze wieder deutlich gerader, damit auch ein Stoß möglich blieb. Als in den folgenden Jahrhunderten die Form des Kampfes wieder mehr zu den Bodentruppen überging, nahm diese tiefe Krümmung wieder erheblich ab. Jedoch blieb ein deutlicher Bogen übrig, denn diese Form ist für die Schneidefunktion des Katana von essenzieller Wichtigkeit . Die Schnittfähigkeit eines Samuraischwertes ist bis heute legendär und wird auch heute immer noch nicht übertroffen, sofern man die Zähigkeit als Maßstab mit einbezieht ! Schärfere, aber zerbrechlichere Messer sind heute in Form von Keramikklingen erhältlich. Sie wären jedoch nicht für einen Kampfeinsatz zu gebrauchen. Somit bleibt festzustellen, selbst bis zum heutigen Tage, gibt es nichts vergleichbares, weltweit !

III.
Doch wodurch konnte diese weltweit einmalige Schnittfähig- und Zähigkeit erzielt werden ?
Dazu muß man sich zuerst einmal der Frage widmen, was für Materialeigenschaften benötigt werden, um eine besondere Schärfe erzielen zu können?
Dies ist eine recht simple Angelegenheit: Alles, was besonders hart ist, kann gut geschliffen und scharf gemacht werden ! Den Unterschied macht jedoch eine andere Eigenschaft, nämlich die Flexibilität. Diese ist unabdingbar, wenn man nicht etwas sehr zerbrechliches schaffen will. Und so haben es die japanischen Schmiede geschafft, durch das Verzahnen von weicheren und härteren Strukturen, bzw. Stählen, einen einmaligen Materialmix zu erzielen, der die sagenumwobenen Eigenschaften des Katana erst ermöglicht. 
Zur Herstellung wurden, bzw. werden bis heute, nur die besten Stähle verwendet. Man nennt diesen Schwertstahl auch „Juwelenstahl“( Tamahagane ), der in einem aufwendigen Verfahren in einem sogenannten „Tatara-Ofen“ hergestellt wird. Hierzu wird im Verlaufe von 3 Tagen und Nächten, die vollständig durchgeheizt werden müssen, eine Menge von etwa 23 Tonnen Rohmaterial ( Holzkohle und Eisensande ) verbacken, um letztlich einen sogenannten „Kuchen“ von etwa 3 Tonnen Stahls zu erhalten. Von diesem Restbrocken wiederum werden nur die besten Stücke herausgebrochen, die von dem Fachmann an seiner typischen Beschaffenheit erkannt werden und dann für die Schmiede zur Verfügung stehen. Da dieser Ofen jedes Mal in diesem Prozess zerstört wird, muß er immer wieder neu aufgebaut werden. Es ist nun leicht verständlich, warum der für Samuraischwerter eingesetzte Rohstahl ein vielfaches normalen Stahls kostet.
Heute wird in Japan nur noch ein solcher Ofen von dem Schwertmuseum ( NBTHK ) unterhalten, um den noch tätigen Schmieden einen möglichst authentischen Stahl zur Verfügung stellen zu können. Dies bedeutet jedoch oftmals eine lange Wartezeit für die Schmiede, bis eine Lieferung guten Stahls ankommt.

Ist nunmehr der Moment des Schmiedens gekommen, beginnt alles mit einem religiösen Ritual und der Reinigung der Schmiede. Es ist eben nicht nur ein Herstellungsprozess, sondern ein umfassender, heiliger Ablauf, der nach strengen Regeln abläuft. Es werden die kleinen Stahlbröckchen, die ungefähr Fingernagelgröße haben, auf einer aus Tamahagane bestehenden Schaufel aufgehäuft und in die Glut der Esse geschoben. Der rotglühende Brocken wird nunmehr zum ersten Mal verschmiedet, geteilt, umgelegt, wieder erhitzt, geschmiedet, gefaltet,…., bis der Schmiedemeister mit seinen Gesellen es geschafft haben, einen vollkommen homogenen, von allen Unreinheiten befreiten Block zu erstellen. Durch diese Faltprozeße entstehen leicht mehrere tausend Lagen, verdichteten, verschmiedeten Stahls, der je nach Schmiedeschule, Meister, Zeit und Herkunft ganz unterschiedliche Muster aufweisen wird.
Und nun endlich ist es soweit: Das erste Mal entsteht im nächsten Schritt der optische Eindruck, es könnte ein Schwert entstehen. Nun muß der Meister mit äußerster Vorsicht diesen Block Ausschmieden und Längen. Hierbei achtet er peinlich genau auf die Gleichmäßigkeit, denn auch nur der kleinste Fehler würde das gesamte Vorhaben zunichte machen. Und am Ende dieses Arbeitsganges haben wir endlich ein Katana in Rohform !

Und letztlich wird der Schmiedeprozeß mit der Anlage des Hamon beendet. Hierbei handelt es sich um den Härtungsprozeß der Schneide. Hierfür werden verschiedene Tonschichten in unterschiedlicher Dicke auf die gesamte Klinge aufgetragen, wobei der Teil der Klinge, an dem sich die Schneide befindet, mit dem geringsten Auftrag versehen wird. Nun wird die beschichtete Klinge im Ofen rotglühend erhitzt ( es wird gesagt, ein guter, qualifizierter Schmied könne anhand der Rotfärbung des Schmiedegutes die Temperatur bei mehr als 800-1000 Grad auf etwa 20°C genau abschätzen ! ) und, wenn die richtige Temperatur erreicht ist ( dies ist der Zeitpunkt, wenn das Schmiedegut “die Farbe der aufgehenden Sonne annimmt“), in einem Wasserbad blitzartig abgekühlt. Durch den unterschiedlichen Auftrag des Tongutes kühlt das Schwert nun unterschiedlich schnell aus und es entsteht sowohl ein Großteil der Krümmung, sowie das Hamon. Dies ist der sichtbare Teil des Härteprozesses auf der Klinge, die wohl gehärtete Schneide des Samuraischwertes. Das diese im Kampf nicht leicht brechen kann, liegt an den weicheren Stählen in die es eingebettet ist, die einen großen Teil der Energie eines Schlages auffangen können.

Trotz all der bisherigen Mühen, handelt es sich leider immer noch um einen Rohling. Allerdings mit fabelhaften Eigenschaften und Anlagen. Um diese jedoch hervorzubringen, bedarf es des Könnens eines weiteren Meisters: Der Polierer ! Nur wenn er ebenso meisterlich arbeitet wie der Schmied, ist die gesamte Mühe mit Erfolg gekrönt. Für das Polieren benötigt der Fachmann eine Vielzahl unterschiedlichster Steine und Schleifmittel. Und nicht jeder Stein paßt zu jedem Schwert. Dieses Wissen erreicht man nur über viel Erfahrung. Schnell sind 2 Wochen vergangen und wenn alles geglückt ist, erstrahlt am Ende ein wunderschönes, scharfes, elegantes Samuraischwert !

Nun muß das Schwert, damit es letztlich komplett wird, nur noch mit den nötigen Zierraten, dem Saya, der Tsuba, der Tsuka ( Scheide, Handschutz, Griff ) versehen werden. Diese werden genau auf das entstandene Schwert eingearbeitet, denn Keines ist wie ein Anderes. Also auch hier genaueste Handarbeit !

Und nun am Ende sehen wir ein perfektes Samuraischwert, daß in seiner vollen Schönheit erblüht ist und uns erfreut. Die Werthaltigkeit ist durch die zuvor beschriebenen Prozesse leicht nachvollziehbar.

Wir sollten uns immer mit dem notwendigen Respekt einem Samuraischwert nähern und uns immer darüber bewußt sein, um welch ein wertvolles, mit was für einer Historie versehenes, edles Stück Kulturgutes es sich handelt !

Jedes einzelne Kapitel ist nicht abschließend bearbeitet und beschrieben. Für den Interessierten würde hier der Wunsch nach Informationen erst anfangen und als eine sich öffnende Tür zu verstehen sein……

……und nach vielen Jahren des Lesens und Lernens bin ich immer noch am Anfang…..
Leseempfehlungen:

http://nbthk.net/NBTHK/Japanische%20Schwerter.html

http://nbthk.net/NBTHK/NBTHK%20Startseite.html

http://www.shikokuhenrotrail.com/japanhistory.html

http://en.wikipedia.org/wiki/Category:Japanese_eras